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Wirtschaftskrimi um Amazon und ein lukratives Produkt

25. November 2014, 12:35

Nach eigenen Angaben vertreibt der 55-jährige Romanowski über seine Firma Kochmesser.de Import GmbH & Co KG in Wildau bei Berlin exklusive Messermarken vor allem an Fachhändler: „Bei unseren Produkten stehen Beratung und Kundenbindung im Vordergrund.“ Deshalb möchte er seine begehrten Produkte nicht direkt an Amazon liefern, sondern akzeptiert es, dass Fachhandelspartner die Produkte auch über den Amazon Marketplace anbieten.   

Obwohl Romanowski Amazon seine Ware verweigerte, tauchten auf der Website Stücke aus seiner Kollektion auf, deren Herkunft er sich nicht erklären konnte. Eine Zeit lang kennzeichnete der Händler jedes Messer, das sein Haus verließ, mit einem UV-Stift. Synchron dazu verzeichnete ein Fachhändler und Marktplatz-Wiederverkäufer auffallend hohe Verlustzahlen der beliebten Designmesser bei der Einlagerung durch Amazon. Später werden direkt bei Amazon Romanowski-Messer angeboten. Testkäufe  bringen ans Licht, dass es sich um von Romanowski markierte Messer handelt, die beim Online-Riesen angeblich abhanden gekommen und deren Verlust dem Marktplatz-Partner vergütet worden waren.  

Aktion soll Allmachtsanspruch von Amazon konterkarieren

Das Entsetzen über diese Geschäftsmethoden, die bei der Firma Kochmesser.de als „wahrer Wirtschaftskrimi“ bezeichnet werden, ist schnell einer besonderen Aktion gewichen: Angelehnt an den Schurken Mackie Messer aus Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ und den Vornamen von Amazon-Gründer Jeff Bezos entwickelte Christian Romanowski das „Jeff-Messer“ und richtete die gleichnamige, unten aufgeführte Internetseite ein. Spitzbübisch berichtet der Unternehmer dem „Spiegel“, dass es der einzige Messerartikel sei, den er direkt über Amazon verkaufen würde und dass einer der ersten Kunden die Rechtsabteilung von Amazon gewesen sei.   

„Amazon zerstört Markenwerte, vernichtet das Serviceangebot des Fachhandels. Und dies sogar, wenn ein unmittelbarer Deal mit Amazon explizit ausgeklammert wird“, resümiert Christian Romanowski und ergänzt: „Ich setze mich offensiv für einen fairen Wettbewerb ein. Importeure von Billigmessern, die ihrer Ware eine nicht vorhandene Qualität andichteten, wurden von mir abgemahnt. Denn ein Verbraucher, der so ein vermeintlich tolles Messer kauft, ist für den Fachhandel verloren, weil er denkt, Messer ist sowieso Messer. Das das nicht stimmt, das wissen Sie und das weiß ich.“

Größter Wunsch des Importeurs: Dass andere es ihm gleich tun und sich gegen den Allmacht-Anspruch von Amazon wehren. Denn sonst drohe eine Verödung der Innenstädte, sinkende Produktvielfalt und ein Preisdiktat des Mächtigsten, so Romanowski. „Auch wenn ich mich mit Amazon anlege, so bin ich sicher nicht gegen das Internet, das ich als gute Möglichkeit ansehe, Endverbraucher in den Laden zu bringen. Und zwar Kunden, die auf gute Beratung und gute Ware stehen.“ 

Übrigens steht der Bericht „Bis aufs Messer“ auf Seite 66 in der aktuellen „Spiegel“-Ausgabe 48/2014.

www.jeff-das-messer.de www.kochmesser.de